Es hat um die 0 Grad Celsius. Es
schneit leicht, als wir im Park aussteigen und gut eingepackt auf Schneematsch
zum Sunrise Point gehen. Von der Aussichtsplattform blicken wir hinunter in den
Bryce Canyon. Die roten Hoodos, durch Erosion gebildete Felssäulen, tragen weiße
Schneekappen. Nur die Sonne fehlt noch zur Beleuchtung. Wie wenn sie meinen
Wunsch gehört hätte, reißt die Wolkendecke langsam auf. Es wird heller.
Direkt vom Sunrise Point führt ein Weg in den Canyon hinunter. Er ist ein wenig
mit Schnee bedeckt, aber der Untergrund ist noch gefroren und daher nicht so
matschig wie befürchtet. So kommen wir etwas näher an die Hoodos heran. Sie
sind wirklich faszinierend. Dickere und dünnere Felssäulen mit verschiedensten
Formen und Farbtönen, mal ganz eng aneinander, mal mit größeren Abständen.
Zwischen dem dominanten Rot finden sich Schichten in beige und rosa. Das
Plateau, auf dem wir uns hier auf gut 2500 m befinden, haben gewaltige Kräfte
vor rund 10 Millionen Jahren geformt und dann verschoben. Urzeitliche Flüsse
gruben sich in die Oberfläche, legten ihre Seiten frei, wuschen einige
Schichten ganz weg oder meißelten kunstvolle Formationen. Aus schmalen Bergkämmen
und Graten wurden durch Erosion schließlich Zinnen und Spitzen, die Hoodos. Der
Zahn der Zeit nagt noch immer an ihnen, bis sie brüchig werden und fallen,
sodass ihre leuchtenden Farben über die darunter liegenden Hügel verspritzt
werden.
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