Auszüge aus meinem Tagebuch
2.Tag: Samstag, 30.Juli 2011
Flug Dehli - Leh
Es wird langsam hell, die Sonne geht auf und mit ihr erheben sich die Berge aus dem Dunkel. Viele schneebedeckt.
Ein toller Anblick. Wir überfliegen den Himalaja-Hauptkamm. Nach etwas mehr als einer Stunde beginnt der Landeanflug
auf Leh. Sehr spektakulär. Wir drehen eine Schleife und landen auf dem schmalen Asphaltband. Die Bergeflanken sind
ziemlich nah. So nun wird es spannend. Ist hier auf 3500m noch genügend Luft zum Atmen. Es geht. Die Treppen hinunter
sind kein Problem. Es ist kühler aber ein wunderschöner Tag. Die Berge ringsum schauen toll aus. Mit einem Kleinbus
fahren wir zum Flughafengebäude. Wiedermal ist ein Formular auszufüllen. Als ich das schwere Gepäck, fast 20kg sind es
geworden, vom Band nehme, und zu einem Gepäckswagen trage, merke ich doch, dass die Luft dünn ist.
Mit Kleinbussen werden wir zum Hotel Lasermo gebracht (7:00 Uhr), wo schon ein Frühstück auf uns wartet. Wir
bekommen die ersten Instruktionen. Heute sollen wir uns vor allem ausruhen und viel trinken. Pro 1000Höhenmeter
ein Liter, also 3,5Liter sollen es schon sein.
Einer vom Hotelpersonal nimmt meine Tasche und ich folge ihm in den 2.Stock. Oben angekommen ist mein Puls gefühlsmässig
auf 200 und ich schnaufe ganz schön.
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4.Tag: Montag, 1.August 2011
Thiksey, Hemis
Die Nacht ist kurz. Nach ein paar Schlucken Tee starten wir um 5:30Uhr mit den Jeeps. Wir fahren Indus aufwärts
zum Kloster Thiskey um bei der Morgen Puja der Mönche dabei zu sein. Zuerst steigen wir hinauf aufs Dach. Dort
warten wir auf den Aufruf zum Gebet. Zwei Mönche kommen mit Muschelhörnern und blasen zum Morgengebet. 3 Mal mit
kurzen Pausen, die Fotoapparate klicken dauernd. Ein schöner Anblick. Die Berge ringsum liegen in der Morgensonne.
Nach dem 3.Aufruf steigen wir die steilen Stufen hinunter zum Gebetsraum. Dort sitzen schon viele Mönche in ihren
roten Kutten auf den niedrigen Bänken. Vor ihnen die Zettel mit den Mantras. Wir setzen uns auf den Boden zwischen
den Mönchen. Die Gebete beginnen. Ein eintöniger Singsang, die Mönche wiegen sich ein wenig im Rhythmus.
Junge Mönche bringen Buttertee, gehen von Mönch zu Mönch und schenken ihn in kleine, flachen Tassen. Auch Zsampa
bringen sie und streuen sie in den Buttertee.
Ein neuer Teil der Gebete mit Trommeln und Hörnern bringt etwas Abwechslung. Die Mönche klatschen rhythmisch dazu.
Bei den Gesängen hört man die hohen Stimmen der kleinen Mönche gut heraus. Kleine Marillen werden ausgeteilt, auch
wir dürfen uns welche nehmen.
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7.Tag: Donnerstag, 4.August 2011
Lamayuru - Wanla
Nun heißt es Bergschuhe anziehen und den Rucksack bereit machen. Unsere Crew und die Pferde warten in der Nähe des
Gasthauses. Unser Gepäck wir ausgeladen und auf die Pferde verteilt: 26 Pferde werden unser gesamtes Gepäck – Zelte,
Verpflegung, unsere Taschen – tragen. Wir sammeln noch Geld für unsere Fahrer, jedes Fahrzeug für sich. Ich übergebe
das Geld von Rita, Licia, Manuela und mir unserem Fahrer, der uns sicher hier her gebracht hat.
Es ist etwa 13Uhr als wir endlich aufbrechen. Ich hab eine Trinkflasche am Rucksack befestigt, damit ich sie schnell
zur Hand habe. Auch den Fotoapparat hab ich mit einer Schnur mit Karabinern an den Enden vorne an den Rucksackgurten
befestigt. Ist zwar ganz praktisch so, aber ein bißl eingeengt fühle ich mich doch. Wir gehen dem Flußbett entlang,
queren es und erreichen schließlich die Chörten, die wir bei der Herfahrt bereits gesehen haben. Nach diesem Warmlaufen
geht’s nun bergauf. Es ist sehr warm, aber leicht bewölkt, sodass die Sonne nicht ganz so herunterbrennt. Die Gruppe hat
sich bald aufgeteilt. Ich gehe es ziemlich langsam an und bin daher eher am hinteren Ende. Der Weg zieht sich ein Tal
hinein, zuerst gemächlich steigend. Die letzten hundert Höhenmeter vor dem Pass sind steiler. Man merkt doch, dass die
Luft dünn ist, aber es geht. 3790m, der erste Pass ist schon fast so hoch wie der höchste Berg Österreichs. Ich bin
froh und erleichtert als ich unter den Gebetsfahnen hindurchgehe. Es läuft und ich bin zuversichtlich für die Tour.
Wir beglückwünschen uns zum ersten Pass und machen kurz Pause.
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20.Tag: Mittwoch, 17.August 2011
Purne
Ein leises Tröpfeln auf die Zeltplane weckt mich gegen 6Uhr. Oje, schon wieder Regen. Hat es nicht geheissen, dass es
in Ladakh so gut wie nie regnet?! Die Jungs machen mit dem Morgen-Tee schon die Runde. Ich ziehe den Reißverschluß vom
Zelt hoch. Es ist stark bewölkt, aber nicht hoffnungslos. Kleine blaue Fenster sind in der Wolkendecke zu erkennen.
Nach einer Tasse „Black Tee“ beginnt das Morgenritual. Die Schüssel mit warmen Wasser hilft den letzten Schlaf aus dem
Gesicht zu Waschen. Rasieren hab ich ja schon aufgegeben. Alles zusammenpacken. Beim Zeltabbau herrscht Hektik. Die
Regentropfen werden häufiger. Das Zelt soll noch trocken verpackt werden.
Beim Frühstück wird’s dann gemütlicher. Kurz vor 8Uhr geht es los. Auf und nieder immer zwischen 0 und 50m über dem
Fluß. Ein schmaler steiniger Pfad, und es ist nicht mehr staubig. Der Fluß hat sich teilweise tief in das Gestein
gegraben. Auch ein Seitenbach. Der Weg führt steil hinunter, über eine kleine Brücke und auf der anderen Seite wieder
hoch. Eine ältere Frau begegnet uns. Sie trägt einen großen weißen Sack auf dem Rücken und macht Pause. Wir scharen
uns um sie und machen Fotos. Sie macht einen freundlichen Eindruck. Gebückt unter der Last setzt sie ihren Weg fort.
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24.Tag: Sonntag, 21.August 2011
Shingo-La
Der Weg führt über einen Schotterhaufen und dahinter sieht man das erste Mal den Pass. Gebetsfahnen und einige Leute
sind dort zu erkennen. Es ist noch ein Stück, aber es sind nicht mehr viele Höhenmeter. Gemächlich steigend geht es
durch den Schnee dahin. Mir geht es eigentlich immer besser mit dem Ziel direkt vor den Augen. Kurz nach halb 11 Uhr
ist es soweit. Wir haben es geschafft. Wir stehen auf 5060m Seehöhe, umgeben
von vergletscherten 6000ern, auf dem Himalaja-Hauptkamm und am Höhepunkt unserer Trekkingtour. Ein unbeschreibliches
Gefühl. Wir beglückwünschen uns nach einander zum Erfolg. Und das Wetter wie im Bilderbuch. Tiefblauer Himmel und kaum Wind.
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