4.Tag: Donnerstag, 10.Juli 2008
Naadamfest in Ulan-Goom
Die Ringer neben
uns machen sich bereit und gehen auf die Wiese. Sie legen ihre Mäntel ab. Die
Kleidung der Ringer ist genau vorgeschrieben. Eine enge kurze Hose, sieht aus
wie eine Badehose, Lederstiefel (gutul),
und eine knappe Weste (umsgul), die
Schulter und Arme bedeckt und die vorne nur mit einer Schnur zusammengebunden ist. Sonst muss sie vorne offen
sein, angeblich deshalb, weil einmal eine Frau angetreten ist und um dies nun
zu vermeiden, muss die Brust zu sehen sein. Hose und Weste sind entweder blau
oder rot mit weisen Stickereien drauf, und beide Kleidungsstücke müssen
reißfest sein. Die stärkeren Ringer dürfen sich in den ersten Runden ihre
Gegner aussuchen und so sind es meist recht ungleiche Paarungen. Acht
Ringkämpfer laufen zugleich ein, jeder zu einem der Schiedsrichter um den sie
herumtanzen, die Arme ausgestreckt und schwingend wie ein Adler, der Adlertanz.
Der Schiedsrichter hält die Kappe der Ringer während des Kampfes. Die Regeln
sind einfach: Der Ringer, der als erster den Boden mit etwas anderen als den
Füßen berührt hat verloren. Bei dem hohen Gras aber oft nicht ganz einfach zu
erkennen. Die meisten Kämpfe in den ersten Runden sind schnell vorbei. Manchmal
stehen die Ringer aber einige Zeit ineinander verhackt da und nichts passiert.
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7.Tag: Sonntag, 13.Juli 2008
Tenuugin Am Tal - Uliastai Pass - Khukh See
Auf Horsts „gemma endlich“
machen wir uns bald wieder auf den Weg, die letzten Höhenmeter hinauf auf den
Uliastai Pass. Ein großes Owo mit blauen Bändern geschmückt steht dort. Ich
nehme einen kleinen Stein, lege in zu den anderen und umrunde den Steinhaufen 3
Mal. Auch Krücken sind auf dem Owo zurückgelassen worden.
Nach den 3 Runden, in denen ich
natürlich um gutes Wetter gebeten hab und dass die Tour gut verläuft, kann ich
mich nun der herrlichen Aussicht widmen, die sich uns darbietet. Wir sind
inmitten einer herrlichen Bergwelt. Sanfte Formen, in verschiedenen Grüntönen.
Unter uns mitten drin ein See. Hinten am Horizont sind hohe, schneebedeckte
Berge zu erkennen. Es ist leider bewölkt, wenn es sonnig wäre sehe es sicher
noch besser aus, aber das Wetter ist hinter den ersten Bergen doch besser als
vor dem Pass vermutet. Manche Stellen sind sogar von der Sonne beschienen und
es gibt herrliche Licht-Schatten Spiele.
Es geht bergab, ein schottriger Weg der den Berghang entlang führt.
Unzählige Blumen blühen hier, auch Edelweiß gibt es. Zwei Reiter kommen uns
entgegen.
[...] Wir sitzen etwas erhöht über dem
See. Unter uns grast eine Herde Ziegen. Rechts von uns auf einem Hügelrücken
stehen 2 Gers. Die Sonne scheint und wie rasten bevor es weiter geht. Da wir zu
schnell waren, und der Weg für die Kamele auch sehr schwer war – sie sind den
gleichen Weg gegangen wie wir – haben wir noch Zeit und wir gehen eine
Extraschleife.
An den beiden Gers vorbei und unten an einem Bergrücken entlang, den wir
von der Hinterseite emporsteigen. Von dort oben hat man einen atemberaubenden
Rundblick über diese Hochebene. Genau so hab ich mir die Mongolei vorgestellt.
Sanfte Hügel, grüne Weiten. Immer wieder weiße Punkte in der Landschaft, Gers
und Ziegen oder Schafe. Das Spiel von Sonne und Schatten macht die Landschaft
noch interessanter. Die Sonne bricht nur stellenweise durch die Wolken und
beleuchtet immer wieder andere Flecken in der Landschaft. Mehr Gers als ich
erwartet habe sind in den Tälern zu sehen. Ich kann mich lange nicht losreißen
von diesem Ausblick und gehe einige Zeit nach den anderen den Hang hinunter.
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10.Tag: Mittwoch, 16.Juli 2008
Turgen Mountain
Wir kommen zu zwei Gers. Dort machen wir Halt. Kamele liegen
vor den Jurten. Ein kleines Mädchen mit dunklen Pippi-Langstrumpf Zöpfen
bleibt dicht bei ihrer Schwester, drückt ihre beiden Teddybären fest an sich
und blickt uns mit ihren großen dunklen Augen misstrauisch an.
Beim Eintreten in das Ger muss man sich sehr bücken, und man darf auf
keinen Fall auf die Schwelle treten, das bringt Unglück. Die Gers sind alle
sehr ähnlich aufgebaut. In der Mitte ein Herd, das Ofenrohr ragt durch das Loch
in der Mitte des Daches hinaus. Durch das Rad am Dach kommt auch das Licht
herein und es ist heller als erwartet. Rechts vom Herd das Reich der Hausfrau,
links das für die Gäste. Betten sind am Rand aufgestellt, farbig bestickte
Polster liegen darauf. Es sieht sehr ordentlich aus. Am Boden liegen Teppiche
und wir setzen uns mit unseren schmutzigen Schuhen darauf. Gotschoo und Hoiger
sitzen vor der Kommode. Marina darf sich mit Naraa zu den Kindern auf ein Bett
setzen. Wir bekommen Tee mit Milch in Schalen serviert. Ich mache einen Fehler
und nehme sie mit der linken Hand entgegen, das sollte man auch nicht machen,
aber es sagt keiner was. Eine kleine Schale mit Käsestücken wird herumgereicht.
Vorgewarnt vom letzten Mal nehme ich nur ein kleines Stück. Es schmeckt wieder
sehr sauer und würzig. Aber ein wenig besser als der erste.
[...]
Im Ger daneben wir Stutenmilch
vergoren, genannt airag. In einer Schale bekommen wir eine Kostprobe. Der
Geruch ist nicht besonders gut, es schmeckt aber nicht sehr stark. Auch Käse
wird uns wieder gereicht. Eine ältere Frau gibt uns zu verstehen, dass wir die
Zuckerwürfel, die auch in der Schale liegen, zum Käse dazu essen sollen. Und
wirklich, so verliert er den sauren Geschmack und beginnt auch mir zu
schmecken.
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11.Tag: Donnerstag, 17.Juli 2008
Über den Tsagaan Saigiin Tag Pass nach Ehen Khoroo
Die paar Wolken in der
Früh verziehen sich schnell. Wir warten bis die ersten Kamele bepackt sind.
Auch Mongolen von den benachbarten Gers helfen dabei.
Irgendwie tut alles tut weh, aber
nach den ersten Schritten, den Rucksack am Buckel, wird es gleich wieder besser
Wir
gehen flussabwärts und suchen eine Stelle, um den Fluß zu queren. Jetzt ist es
soweit, nun muss auch ich auf ein Pferd. Nach der Reihe bringt uns Hoiger auf
die andere Seite. Ich bin etwas aufgeregt und bin einer der letzten. Hoiger
nimmt meinen Rucksack, ich setze mich in den Sattel und Hoiger springt auf und
setzt sich direkt hinter mich. Ganz schön viel Gewicht für das Pferd. Irgendwie
sieht das Pferd nach vorne hin ziemlich kurz aus. Aber es geht tapfer durch das
Wasser, auch kleine Ausrutscher machen ihm nichts aus. Ich bin trotzdem
erleichtert als wir drüben sind.
Auch die Kamele stapfen durch das
Wasser. Nun geht es auf einen Pass hinauf und oben gibt es die erste Rast. Eine
weite Ebene liegt wieder vor uns und viele neue schneebedeckte Berge.
Es fällt langsam ins Tal hinunter. Viel Edelweiß blüht und die
Heuschrecken hüpfen wieder kreuz und quer, man wird fast schwindlig, wenn man
beim gehen hinunter blickt. Unten am Fluss machen wir Mittagspause. Ein wunderschöner
Platz, das Grün der Wiesen ist saftig, die Berghänge sind rot eingefärbt, ein
wunderschöner Kontrast. Der Himmel bleibt leider nicht lange so blau, die
Wolken verdichten sich recht schnell – wieder mal beim Mittagessen. Wir gehen
ein Stück im Regen, aber es hört bald wieder auf, und sofort ist es wieder
heiß.
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14.Tag: Sonntag, 20.Juli 2008
Olon Nuuriin Belchir
Es steigt gleich an. Hinauf auf einen Pass, weiteren hohen
Bergen entgegen. Das Wetter könnte nicht besser sein. Immer mehr Gletscher
tauchen auf. Eine lange Gletscherzunge zieht in das Tal herein, das wir kurz
hineingehen, bevor wir rechts auf den Pass hinaufsteigen. Die Vorhut glaubt
einen Wolf gesehen zu haben, aber wirklich sicher ist sich keiner, auch auf den
Fotos ist es nicht zu erkennen.
Eine Hochebene liegt vor uns, und das Panorama ist gewaltig.
Eine Reihe von Bergen, teilweise 4000er, mit Gletschern überzogen steht vor
uns. Vergessen ist der gestrige, verregnete Tag. Vor dieser Kulisse muß natürlich auch ein
Gruppenfoto gemacht werden. Hoiger ist allerdings nicht dabei, er hat noch
geholfen, das Lager fertig abzubauen. Wir sehen ihn aber mit dem Pferd bereits
über die Hochebene reiten. Er deutet uns, dass wir in seine Richtung gehen
sollen. Die Ebene ist recht sumpfig und man muss auf den richtigen Weg schauen.
Jetzt wo die Schuhe gerade wieder richtig trocken werden, will ich nicht gleich
wieder Wasser im Schuh haben.
Eine Herde Kamele grast auch hier oben, wir sind immerhin auf fast 3000m Seehöhe.
Bei uns findet man da Gemsen und Steinböcke, hier
sind es Kamele. Es ist immer wieder verwunderlich. Die Ebene neigt sich langsam
wieder und gibt den Blick frei auf eine unendliche
Weite. Ein breites Tal zieht sich vor uns hinaus auf eine riesige Ebene.
Zahlreiche kleine Seen sind zu sehen. |
18.Tag: Donnerstag, 24.Juli 2008
Ger Camp
Ein Liederabend mit
Pferdekopfgeigenmusik bildet den Abschluß des Abends. Wir dürfen auch selbst
die Geige streichen. Mich zieht es allerdings stattdessen ins Freie. Die
Abendstimmung ist zu beeindruckend. Ein leichter Nieselregen geht nieder, als
die Sonne, kurz bevor sie hinter den Bergen verschwindet, noch mal durch die
Wolkendecke bricht. Eine atemberaubende Stimmung breitet sich über dem breiten
Tal, das sich bis zu dem riesigen See erstreckt, aus. Die Farbe der Wiesen ist
golden-grün. Hinter dem Camp zeichnet sich vor den schwarzen Regenwolken ein
Regenbogen ab. Die Wolken stehen zerfetzt am Himmel. Schnell fällt die Sonne
hinter dem Berg hinunter und taucht das Tal in den Schatten. Der See leuchtet
noch goldgelb in der Ferne.
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