Zu den Nomaden der Westmongolei

7.-28.Juli 2008

Eine weltweitwandern-Tour

Höhenprofil der TrekkingTour
Satellitenbild (Google Earth) mit Reise-Route
Einige Bilder von der Tour

Auszüge aus meinem Tagebuch

4.Tag: Donnerstag, 10.Juli 2008
Naadamfest in Ulan-Goom

Die Ringer neben uns machen sich bereit und gehen auf die Wiese. Sie legen ihre Mäntel ab. Die Kleidung der Ringer ist genau vorgeschrieben. Eine enge kurze Hose, sieht aus wie eine Badehose, Lederstiefel (gutul), und eine knappe Weste (umsgul), die Schulter und Arme bedeckt und die vorne nur mit einer Schnur zusammengebunden ist. Sonst muss sie vorne offen sein, angeblich deshalb, weil einmal eine Frau angetreten ist und um dies nun zu vermeiden, muss die Brust zu sehen sein. Hose und Weste sind entweder blau oder rot mit weisen Stickereien drauf, und beide Kleidungsstücke müssen reißfest sein. Die stärkeren Ringer dürfen sich in den ersten Runden ihre Gegner aussuchen und so sind es meist recht ungleiche Paarungen. Acht Ringkämpfer laufen zugleich ein, jeder zu einem der Schiedsrichter um den sie herumtanzen, die Arme ausgestreckt und schwingend wie ein Adler, der Adlertanz. Der Schiedsrichter hält die Kappe der Ringer während des Kampfes. Die Regeln sind einfach: Der Ringer, der als erster den Boden mit etwas anderen als den Füßen berührt hat verloren. Bei dem hohen Gras aber oft nicht ganz einfach zu erkennen. Die meisten Kämpfe in den ersten Runden sind schnell vorbei. Manchmal stehen die Ringer aber einige Zeit ineinander verhackt da und nichts passiert.

7.Tag: Sonntag, 13.Juli 2008
Tenuugin Am Tal - Uliastai Pass - Khukh See

Auf Horsts „gemma endlich“ machen wir uns bald wieder auf den Weg, die letzten Höhenmeter hinauf auf den Uliastai Pass. Ein großes Owo mit blauen Bändern geschmückt steht dort. Ich nehme einen kleinen Stein, lege in zu den anderen und umrunde den Steinhaufen 3 Mal. Auch Krücken sind auf dem Owo zurückgelassen worden.
Nach den 3 Runden, in denen ich natürlich um gutes Wetter gebeten hab und dass die Tour gut verläuft, kann ich mich nun der herrlichen Aussicht widmen, die sich uns darbietet. Wir sind inmitten einer herrlichen Bergwelt. Sanfte Formen, in verschiedenen Grüntönen. Unter uns mitten drin ein See. Hinten am Horizont sind hohe, schneebedeckte Berge zu erkennen. Es ist leider bewölkt, wenn es sonnig wäre sehe es sicher noch besser aus, aber das Wetter ist hinter den ersten Bergen doch besser als vor dem Pass vermutet. Manche Stellen sind sogar von der Sonne beschienen und es gibt herrliche Licht-Schatten Spiele.
Es geht bergab, ein schottriger Weg der den Berghang entlang führt. Unzählige Blumen blühen hier, auch Edelweiß gibt es. Zwei Reiter kommen uns entgegen. [...] Wir sitzen etwas erhöht über dem See. Unter uns grast eine Herde Ziegen. Rechts von uns auf einem Hügelrücken stehen 2 Gers. Die Sonne scheint und wie rasten bevor es weiter geht. Da wir zu schnell waren, und der Weg für die Kamele auch sehr schwer war – sie sind den gleichen Weg gegangen wie wir – haben wir noch Zeit und wir gehen eine Extraschleife.
An den beiden Gers vorbei und unten an einem Bergrücken entlang, den wir von der Hinterseite emporsteigen. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Rundblick über diese Hochebene. Genau so hab ich mir die Mongolei vorgestellt. Sanfte Hügel, grüne Weiten. Immer wieder weiße Punkte in der Landschaft, Gers und Ziegen oder Schafe. Das Spiel von Sonne und Schatten macht die Landschaft noch interessanter. Die Sonne bricht nur stellenweise durch die Wolken und beleuchtet immer wieder andere Flecken in der Landschaft. Mehr Gers als ich erwartet habe sind in den Tälern zu sehen. Ich kann mich lange nicht losreißen von diesem Ausblick und gehe einige Zeit nach den anderen den Hang hinunter.

10.Tag: Mittwoch, 16.Juli 2008
Turgen Mountain

Wir kommen zu zwei Gers. Dort machen wir Halt. Kamele liegen vor den Jurten. Ein kleines Mädchen mit dunklen Pippi-Langstrumpf Zöpfen bleibt dicht bei ihrer Schwester, drückt ihre beiden Teddybären fest an sich und blickt uns mit ihren großen dunklen Augen misstrauisch an.
Beim Eintreten in das Ger muss man sich sehr bücken, und man darf auf keinen Fall auf die Schwelle treten, das bringt Unglück. Die Gers sind alle sehr ähnlich aufgebaut. In der Mitte ein Herd, das Ofenrohr ragt durch das Loch in der Mitte des Daches hinaus. Durch das Rad am Dach kommt auch das Licht herein und es ist heller als erwartet. Rechts vom Herd das Reich der Hausfrau, links das für die Gäste. Betten sind am Rand aufgestellt, farbig bestickte Polster liegen darauf. Es sieht sehr ordentlich aus. Am Boden liegen Teppiche und wir setzen uns mit unseren schmutzigen Schuhen darauf. Gotschoo und Hoiger sitzen vor der Kommode. Marina darf sich mit Naraa zu den Kindern auf ein Bett setzen. Wir bekommen Tee mit Milch in Schalen serviert. Ich mache einen Fehler und nehme sie mit der linken Hand entgegen, das sollte man auch nicht machen, aber es sagt keiner was. Eine kleine Schale mit Käsestücken wird herumgereicht. Vorgewarnt vom letzten Mal nehme ich nur ein kleines Stück. Es schmeckt wieder sehr sauer und würzig. Aber ein wenig besser als der erste. [...] Im Ger daneben wir Stutenmilch vergoren, genannt airag. In einer Schale bekommen wir eine Kostprobe. Der Geruch ist nicht besonders gut, es schmeckt aber nicht sehr stark. Auch Käse wird uns wieder gereicht. Eine ältere Frau gibt uns zu verstehen, dass wir die Zuckerwürfel, die auch in der Schale liegen, zum Käse dazu essen sollen. Und wirklich, so verliert er den sauren Geschmack und beginnt auch mir zu schmecken.

11.Tag: Donnerstag, 17.Juli 2008
Über den Tsagaan Saigiin Tag Pass nach Ehen Khoroo

Die paar Wolken in der Früh verziehen sich schnell. Wir warten bis die ersten Kamele bepackt sind. Auch Mongolen von den benachbarten Gers helfen dabei. Irgendwie tut alles tut weh, aber nach den ersten Schritten, den Rucksack am Buckel, wird es gleich wieder besser Wir gehen flussabwärts und suchen eine Stelle, um den Fluß zu queren. Jetzt ist es soweit, nun muss auch ich auf ein Pferd. Nach der Reihe bringt uns Hoiger auf die andere Seite. Ich bin etwas aufgeregt und bin einer der letzten. Hoiger nimmt meinen Rucksack, ich setze mich in den Sattel und Hoiger springt auf und setzt sich direkt hinter mich. Ganz schön viel Gewicht für das Pferd. Irgendwie sieht das Pferd nach vorne hin ziemlich kurz aus. Aber es geht tapfer durch das Wasser, auch kleine Ausrutscher machen ihm nichts aus. Ich bin trotzdem erleichtert als wir drüben sind.
Auch die Kamele stapfen durch das Wasser. Nun geht es auf einen Pass hinauf und oben gibt es die erste Rast. Eine weite Ebene liegt wieder vor uns und viele neue schneebedeckte Berge. Es fällt langsam ins Tal hinunter. Viel Edelweiß blüht und die Heuschrecken hüpfen wieder kreuz und quer, man wird fast schwindlig, wenn man beim gehen hinunter blickt. Unten am Fluss machen wir Mittagspause. Ein wunderschöner Platz, das Grün der Wiesen ist saftig, die Berghänge sind rot eingefärbt, ein wunderschöner Kontrast. Der Himmel bleibt leider nicht lange so blau, die Wolken verdichten sich recht schnell – wieder mal beim Mittagessen. Wir gehen ein Stück im Regen, aber es hört bald wieder auf, und sofort ist es wieder heiß.

14.Tag: Sonntag, 20.Juli 2008
Olon Nuuriin Belchir

Es steigt gleich an. Hinauf auf einen Pass, weiteren hohen Bergen entgegen. Das Wetter könnte nicht besser sein. Immer mehr Gletscher tauchen auf. Eine lange Gletscherzunge zieht in das Tal herein, das wir kurz hineingehen, bevor wir rechts auf den Pass hinaufsteigen. Die Vorhut glaubt einen Wolf gesehen zu haben, aber wirklich sicher ist sich keiner, auch auf den Fotos ist es nicht zu erkennen.
Eine Hochebene liegt vor uns, und das Panorama ist gewaltig. Eine Reihe von Bergen, teilweise 4000er, mit Gletschern überzogen steht vor uns. Vergessen ist der gestrige, verregnete Tag. Vor dieser Kulisse muß natürlich auch ein Gruppenfoto gemacht werden. Hoiger ist allerdings nicht dabei, er hat noch geholfen, das Lager fertig abzubauen. Wir sehen ihn aber mit dem Pferd bereits über die Hochebene reiten. Er deutet uns, dass wir in seine Richtung gehen sollen. Die Ebene ist recht sumpfig und man muss auf den richtigen Weg schauen. Jetzt wo die Schuhe gerade wieder richtig trocken werden, will ich nicht gleich wieder Wasser im Schuh haben.
Eine Herde Kamele grast auch hier oben, wir sind immerhin auf fast 3000m Seehöhe. Bei uns findet man da Gemsen und Steinböcke, hier sind es Kamele. Es ist immer wieder verwunderlich. Die Ebene neigt sich langsam wieder und gibt den Blick frei auf eine unendliche Weite. Ein breites Tal zieht sich vor uns hinaus auf eine riesige Ebene. Zahlreiche kleine Seen sind zu sehen.

18.Tag: Donnerstag, 24.Juli 2008
Ger Camp

Ein Liederabend mit Pferdekopfgeigenmusik bildet den Abschluß des Abends. Wir dürfen auch selbst die Geige streichen. Mich zieht es allerdings stattdessen ins Freie. Die Abendstimmung ist zu beeindruckend. Ein leichter Nieselregen geht nieder, als die Sonne, kurz bevor sie hinter den Bergen verschwindet, noch mal durch die Wolkendecke bricht. Eine atemberaubende Stimmung breitet sich über dem breiten Tal, das sich bis zu dem riesigen See erstreckt, aus. Die Farbe der Wiesen ist golden-grün. Hinter dem Camp zeichnet sich vor den schwarzen Regenwolken ein Regenbogen ab. Die Wolken stehen zerfetzt am Himmel. Schnell fällt die Sonne hinter dem Berg hinunter und taucht das Tal in den Schatten. Der See leuchtet noch goldgelb in der Ferne.