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USA, 2002 - Grand Canyon

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6:18 Uhr. Die Sonne hat verschlafen und versteckt sich noch hinter ein paar Wolken am Horizont. Das Morgenrot kündigt aber schon ihr Kommen an. Alles blickt Richtung Sonne, um die ersten Strahlen aufzufangen. Im Canyon ist es noch dunkel. Hinter dem grauen Schleier kann man aber schon das Rot der Wände erahnen. Jetzt, das erste Aufblinzeln, wie wenn man verschlafen unter der Bettdecke hervorschaut. Nochmal kurz untertauchen und dann – aaaah. Nun ist sie nicht mehr aufzuhalten. Majestätisch erhebt sie sich und wärmt mit den ersten Strahlen, die uns treffen. Ein wunderbarerer Anblick. Aber das eigentliche Schauspiel beginnt ja hinter uns. Das Morgenlicht, das sich die Canyonwände hinunterkämpft, lange Schatten werfend. Es beginnt am ebenen Canyon-Rand. Ein heller Saum. Schicht um Schicht wird präsentiert, jeder ein Schritt zurück in der Geschichte der Erde, mit einem anderen Farbton dargestellt, jäh abgeschnitten von dunklem Schatten. Im Zentrum des Canyon, wo tief unten an manchen Stellen der Colorado River als scheinbar kleiner Bach zu sehen ist, findet das Sonnenlicht schneller einen Weg hinein. Orange-rot leuchten Teile der – wie soll man sie bezeichnen – Bergketten oder besser Talketten. Langsam werden auch die Ausmaße des Canyons bewusst. Es ist unbeschreiblich. Nicht wirklich in Worte zu fassen. Der Name Grand Canyon ist nicht unberechtigt. Das Beste dran ist, dass er 50 Meter von Rand entfernt eigentlich gar nicht existiert. Ein nicht allzu dichter Wald in einer weiten Ebene. Nirgends eine Ankündigung. Plötzlich dieser gewaltige Abgrund und diese Farben. Natürlich kann man die Größe in Zahlen fassen: 400.000 ha groß ist das Gebiet des Grand Canyon, fast 450 Kilometer am Colorado River entlang, im Durchschnitt 1600 m tief, an der engsten Stelle 800 Meter, an der breitesten 29 km breit. Aber all das sind nur Zahlen. Sie beschreiben ihn nicht wirklich. Sicher ist nur, er ist riesig und man selbst nur klein winzig.